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GESICHTER DES PROJEKTES: MAIK LEWERMANN

vom 18.03.2021

Hallo Herr Lewermann. Dürfen wir bitte ein kurzes Selbstportrait bekommen?

. Seit 10 Jahren bin ich nun Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und stellvertretender Jugendwart, seit Oktober 2019 Gruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Niegleve/Wattmannshagen, genau zwischen Güstrow und Teterow. Sie ist eine von vier Ortsfeuerwehren der Gemeinde Lalendorf im Amt Krakow am See des Landkreises Rostock. Bis zu 20 Jugendliche begleiten wir durch ihre Ausbildung bei uns. Hoffentlich wird es auch nach dieser schweren Zeit, in der uns die Ausbildung momentan überhaupt nicht möglich ist, wieder viel Interesse an der Arbeit bei der Feuerwehr geben. Wir versuchen bei der Vermittlung der Ausbildungsinhalte auch immer den Spaß am Helfen rüberzubringen, den wir selbst haben. Da ist so eine große Lust am Helfen in mir, die ich gerne weitergebe. Besonders stolz bin ich, dass ich meine ganze Familie für das Ehrenamt begeistern konnte. Nachdem meine drei Töchter nun schon seit einigen Jahren Mitglieder in der Kinder- und Jugendfeuerwehr sind, ist 2020 auch meine Frau zu uns gestoßen.

Wie genau verläuft so eine Ausbildung?

Zunächst werden natürlich Grundlagen vermittelt. Spielerisch und abwechslungsreich, aber auch mit der erforderlichen Disziplin im Hinblick auf die Verantwortung eines Feuerwehrmannes*frau, werden die Übungseinheiten gestaltet. Meine Tochter ist erst kürzlich aus der Jugendfeuerwehr zu den Erwachsenen aufgeschlossen. Auch die Tochter eines Kameraden geht gerade denselben Weg. Da muss man in der weiteren Ausbildung schon manchmal etwas strenger sein, als man es eigentlich zu seinen eigenen Kindern sein möchte. Wichtig ist es aber, dass man die Jugendlichen sowohl an die technischen, als auch an die mentalen Herausforderungen der Arbeit heranführt.
Die beiden haben bereits im Alter von 16 Jahren eine Prüfung zur Truppfrau abgelegt und durften ab diesen Moment bei Einsätzen mit ausrücken. Erst einmal nur bis zum Verteiler, der in der Anfangszeit eine magische Grenze in der Feuerwehrarbeit darstellt. Der Verteiler ist ein wasserführendes Instrument und sorgt für die Wasserverteilung in die verschiedenen Schläuche und liegt außerhalb der Gefahrenzone. Wer einen Schritt weitergehen möchte, muss zusätzliche Ausbildungen absolvieren. Wieder sowohl technisch als auch mental. Viele Lehrgänge warten dann auf die volljährigen Feuerwehrleute. Auch psychologische Gespräche werden vor und nach jedem Einsatz mit den Kameraden geführt, um mit ihnen die Einsätze aufzuarbeiten, diese anschließend zu verarbeiten und sie dann auf kommende Herausforderungen vorzubereiten.

Die Möglichkeit der Verarbeitung durch Gespräche besteht auch beim Wünschewagen-Projekt. Dort ist das Angebot genauso wichtig, oder?

Unser Kopf ist wie eine Festplatte. Und wenn diese voll ist mit Ereignissen, die man eigentlichsollen, dann kann man irgendwann seine Arbeit nicht mehr machen und auch im privatem Bereich gibt es dann Probleme. Die Festplatte muss also regelmäßig aufgeräumt werden. Die beste Art und Weise, das zu tun, ist für mich persönlich das Gespräch mit anderen, die dasselbe erlebt haben, und mit meiner Familie. Der Wert dieser Gespräche ist also enorm. Beim Wünschewagen und auch bei der Feuerwehr steht nach jeder Fahrt speziell geschultes Fachpersonal für einen Austausch zur Verfügung.

Was war der erste Berührungspunkt mit dem Projekt?

Ich habe vor einiger Zeit einen Bericht über den Wünschewagen gelesen. Dann fing es sofort an in meinem Kopf zu rattern. Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob ich bereit wäre dort ehrenamtlich tätig zu werden. Das war mir sofort klar. Was mich beschäftigt hat war, ob ich die Qualifikationen für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe mitbringe. In den folgenden Tagen und Wochen sind mir viele Gedanken durch den Kopf gegangen und ständig stand die Frage im Raum: Rufst du da jetzt an oder nicht? Mitte letzten Jahres war es dann soweit. Ich nahm den Hörer in die Hand und hatte sofort Bettina Hartwig am Telefon. Nachdem wir über meinen Werdegang geredet hatten, sagte sie kurz: „Ja, das passt. Ich schicke die Unterlagen sofort zu!“ Ehe ich mich versah war ich auf dem Einführungslehrgang, den jedes ehrenamtliche Mitglied am Anfang absolvieren muss.

Wie war denn der Werdegang?

Ich habe mich bereits vielseitig in meinem Leben ausprobiert. Als gelernter Kanalbauer bin ich zur Bundeswehr gekommen, habe da zwei Jahre als Sanitätssoldat gedient. Danach habe ich Patienten als Krankentransportfahrer zu verschiedenen Ärzten, Krankenhäusern und Therapien in und um Schwerin gebracht. Zurück in der Heimat dann das Engagement bei der Feuerwehr und jetzt der Wünschewagen. Man merkt vielleicht schon, dass da eine Leidenschaft zum Helfen da ist.

Wie viele Fahrten mit dem Wünschewagen gab es ab dem Einführungslehrgang schon?

Bis jetzt durfte ich an drei Fahrten teilnehmen. Es ging nach Potsdam, Berlin und in die Nähe von Schwerin. Ich hatte sofort das Gefühl, dem Menschen noch einmal das Gefühl der Freude zu geben und jede Fahrt war komplett anders, wenn ich mich zurückerinnere.

Erinnert man sich oft zurück?

Für mich ist es vergleichbar mit der Arbeit bei der Feuerwehr. Man gibt sein bestes und hakt es so gut wie möglich ab. Sicherlich denkt man ab und zu immer mal wieder an gewisse Personen und fragt sich, wie es den Patienten jetzt wohl gehen mag. Das ist sehr menschlich und beim Wünschewagen geht es mir genauso. Ich verarbeite das, wie bereits gesagt, auch mit vielen Gesprächen zuhause. Da hat jeder seinen eigenen Mechanismus. Für mich klappt dieser bisher sehr gut.

Der Wünschewagen erregt ja immer viel Aufsehen. Gerade auf öffentlichen Plätzen in Großstädten wie Berlin. Dort gibt es dann doch sicherlich viele Menschen, die einen ansprechen?

Viele Menschen kennen den Wünschewagen nicht und so sind sie natürlich teilweise sehr interessiert. Da bekommt man schon einmal mit, wie die Fragezeichen über den Köpfen größer werden. Wir werden oft gefragt, wer wir sind und was wir tun. In Berlin zum Beispiel, am Brandenburger Tor, war an dem Tag der Wunschfahrt sehr viel los. Eine Demonstration war mitten im Gange und trotzdem durfte der Wünschende durch die Barrikaden der Polizei hindurch zum Brandenburger Tor gebracht werden. Sehr interessiert fragten auch die Polizeikräfte nach dem Projekt und am Ende gab ein Polizist sogar noch spontan eine Geldspende. Da merkt man: Die Anerkennung und das Interesse an dem Projekt sind groß.

Gibt es einen Wunsch für den Wünschewagen?

Es muss auf jeden Fall weitergehen. Ich würde mich freuen, wenn sich das Projekt „Wünschewagen“ nicht nur aus Spendengeldern finanzieren würde, sondern jährlich mit einem festen Budget gearbeitet werden kann und die Spenden ein zusätzliches Polster bilden. Jeder Erkrankte hat es verdient, einen letzten Wunsch äußern zu dürfen und diesen erfüllt zu bekommen.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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